Faszination Open-Water-Swimming

Carolin begeistert euch seit einigen Wochen mit Athletik und Zugseiltraining in unserer Fräuleinsauszeit. Als Schwimmtrainerin und aktive Triathletin ist sie selbst oft im Wasser unterwegs und gibt euch wertvolle Tipps zum Umgang im Freiwasser.

Ist Schwimmen im „offenen“ Gewässer ein Fluch oder Segen?! Diese Frage stellt sich immer wieder und auch ich werde nahezu jeden Sommer damit konfrontiert.

Als Schwimmtrainerin der SSV PCK 90 Schwedt e.V./ Abteilung Schwimmen und erfahrene Freiwasserathletin erlebe ich in jedem Sommer dieselbe Situation. Auf der Suche nach neuen Athleten für die bevorstehende Freiwassersaison, begegnet mir sehr häufig die Frage, warum ich irgendwann den Schwerpunkt meiner Karriere in dieses Metier verlegt habe.

Für mich ist diese Frage immer schnell beantwortet, denn das Schwimmen im See, Kanal oder Meer gibt mir ein Gefühl von Freiheit und Unendlichkeit. Jederzeit, überall ins Wasser steigen zu können und das zu tun, was ich liebe. Das ist für mich das größte.

Doch viel mehr fasziniert mich der Kampf mit den Gegebenheiten. Wenn du am Tag X ins Wasser steigst, kannst du die äußeren Umstände nicht beeinflussen. Was zählt ist deine innere Stärke.  Deine mentale Fitness. Dein Wille. Dein Gegner bist nicht nur du selbst, sondern auch das Wasser.

Mit der richtigen Technik, einem guten Leistungsvermögen und der eigenen Selbstsicherheit, kann dir im Wasser niemand etwas anhaben. Selbst die kleinen Fische ziehen ihre Kreise woanders. Und die vermeintliche Konkurrenz?! Die kannst du mit einem guten Beinschlag, langen Armzügen und dem nötigen Selbstvertrauen direkt am Start schon beeindrucken. Für einen Triathlon ist diese Komponente nicht unwichtig, denn Kraftsparen lautet die Devise auf der ersten Teildisziplin. Wenn es für dich nicht mehr nur ums Ankommen geht, dann hast du es geschafft, all diese Komponenten zu vereinen.

Doch wie komme ich dort hin? Genau wie beim Laufen oder Radfahren erfordert das Schwimmen viel Disziplin. Regelmäßiges Training ist auch hier das Stichwort.

Zu Beginn geht es vor allem darum, an der Technik zu feilen. Das minimiert den Kraftaufwand und bereitet mehr Spaß. Im nächsten Schritt gilt es sich zu überwinden und auch bei schlechtem Wetter oder kalten Wasser ins Freiwasser einzusteigen. Nur wenn du es schaffst, ein Gefühl für das Element Wasser zu entwickeln, kannst du im Wettkampf entspannt bleiben und dich auf dich konzentrieren. Während des Trainings ist es wichtig auch mal gegen die Welle zu schwimmen, oder im Pulk zu trainieren. Die Gefahren lauern überall. Wie schnell hat man Wasser geschluckt, einen Schlag abbekommen oder wird kalt, weil die mentale Komponente nicht stimmt. Für das Schwimmen gilt: Umso wohler ich mich im Wasser fühle, umso weniger Gedanken muss ich mir um mögliche Risiken mache, umso weniger kann meine Leistung negativ beeinflusst werden!

Ich beispielsweise schwimme lieber im rauen Gewässer. Welle, etwas kälter. Möglicherweise sogar große Starterfelder. Hier fühle ich mich wohl, weil ich meine Stärken kenne. Und mich darauf verlassen kann, mental immer dabei zu sein. Wenn dir in einem 5km Rennen, bei mehr als 1h Belastungszeit, in der letzten Runde kalt wird, dann darfst du darüber nicht nachdenken. Fokussiere dich auf das was kommt. Und Rufe deine Technik ab.

Der für mich wichtigste Punkt beim Freiwasserschwimmen ist jedoch die Orientierung. Die Richtungsbojen sind oftmals sehr klein. Daher suche ich mir größere Anhaltspunkte in unmittelbarer Verlängerung zur Boje. Ein einzelner Baum, eine Kirchturmspitze, ein Haus oder ähnliches. So zielstrebig und geradeaus wie möglich – das ist das Ziel. Jeder Meter ist zu viel. Kostet Zeit. Deshalb gilt für mich: rechtzeitig einen Überblick über die Strecke verschaffen. Gleiches gilt für den Start: ich kann mich aus dem „Gewühle“ heraushalten und das ganze von hinten angehen, oder aber mit ein paar gezielt schnellen Metern vornweg gehen und mir Platz verschaffen.

Insgesamt lässt sich festhalten: Schwimmen ist herausfordernd und sicher der schwierigste Teil eines Triathlons. Umso entscheidender ist es, zwar einen gewissen Respekt aber auch Mut an den Start zu bringen.

Wir wünschen euch eine baldige entspannte Open-Water Saison, denkt immer an die Boje und montags gibt es bei erträglichen Temperaturen dann auch wieder unser Fräulein Freiwasser Training.