Natalie goes Ironman Kopenhagen

THIS IS NOT A TEA PARTY – 226 KILOMETER FÜR „DEN“ SATZ AUF DER FINISHLINE

„Ich mache keine Langdistanz mehr!“ Mit diesem Satz nach der Challenge Roth war Fräulein Natalies Schicksal sehr wahrscheinlich besiegelt? Am Sonntag war sie beim Ironman Kopenhagen am Start und durfte eine echte Party feiern, wenn auch keine „Teeparty“.

HOLPRIGE VORBEREITUNG UND VOLLER ZWEIFEL

Als ich am Samstag mein Rad im Strandpark Amager vor den Toren von Kopenhagen einchecke, ist das Grübel-Karussell schon wieder mit Vollgas unterwegs. Zu holprig war die Vorbereitung, ich habe zu wenig trainiert und überhaupt bin ich super emotional?Dieses Jahr jagte eine Panne (oder körperliches Problem) die Nächste. Erst wochenlang eine defekte Schaltung, eine neue Sitzposition, ein verdrehtes Kreuzbein, dann wieder Probleme mit der Schaltung, eine fiese Erkältung zwei Wochen vor dem Start. . usw. Die gute Laune zu behalten fiel wirklich schwer und es flossen so einige Tränen? Mein Tapering war wohl noch nie so „umfangreich“ und hat mich gleichzeitig soviele Nerven gekostet.

DAS ZIEL KORRIGIERT

Sonntagmorgen gibt es dann kein Zurück mehr. Jan startet ebenfalls, unsere Familien und Freunde sind extra angereist um uns zu unterstützen ❤️ Wollte ich zu Beginn des Projektes noch die Zeit von Roth unterbieten, habe ich fünf Minuten vor dem Start eine neue Zielvereinbarung mit mir getroffen ➡️ Heute wird gefinisht und du gibst alles was du hast!??Irgendwann nach 7:20 Uhr stehe ich in meiner Startreihe, die Uhr zählt runter und es geht los??Ohne Erwartungshaltung flippere ich los und schwimme einfach was die Arme hergeben. Der erste Blick auf dich Uhr nach 1900 Metern ? Irgendwas mit 32 Minuten?Das gibt Auftrieb und ich wühle mich weiter fleißig durch das sehr gut von Pflanzen bewachsene??? Wasser. Als ich beim Ausstieg auf die Uhr schiele sehe ich, dass ich wohl 1:08h gebraucht habe. .das habe ich definitv nicht erwartet ? und ich stolpere etwas perplex zu meinem Wechselbeutel.

DIE RADZEIT MEINES LEBENS ??

Während ich mich aus dem Neo pelle und den Radhelm anziehe, ruft mir meine Mama immer wieder zu, dass ich eine super Schwimmzeit habe. ? Das erste Mal kommt mir in den Sinn, dass es heute ein richtig geiler Tag werden kann!?Aber hey☝?Der Weg ist noch lang, also ruhig bleiben. Ich laufe zu Schanti ??‍♀️, verlasse T1 und los geht die 180 Kilometer lange Reise. Der Weg führt uns einmal durch die Innenstadt von Kopenhagen und dann Richtung Norden. Auf den ersten Kilometern sehe ich so viele Raddefekte wie noch nie und mache mir ernsthaft Sorgen um mein Rad. Ich will euch nicht mit Details zu meiner Radfahrt nerven, kurz: es läuft wie geschmiert, fahre meine Wattwerte, mache nicht mehr als ich soll und fahre so viel wie geht in Aeroposition. Ansonsten habe ich auf der ersten Runde damit zu tun mich über zwei Dinge zu ärgern.

1. Seit wann ist Mannschafts-Zeitfahren bei einem Ironman erlaubt? Das war traurig anzusehen und ist für jeden, der seinen Sport fair und regelkonform betreiben möchte ein Alptraum?
2. Wann genau verstehen viele (NICHT ALLE☝?) Männer, dass ihnen nichts abfällt, wenn ein Mädchen/Frau sie überholt?

Als das zweite Mal auf die Radrunde gehe, stehen Fräulein Marina und Lars an der Strecke und rufen mir zu, dass ich wohl vierte Frau in meiner AK sei.

Cool, danke für die Info!

MOMENT?
Was haben die Beiden da gerade gesagt???
Ich sitze auf dem Rad und freue mich einfach nur????,nehme mir aber fest vor einfach weiter meinen Plan abzufahren und schleunigst T2 zu erreichen. Es bleibt trocken und der Wind ist sehr gnädig mit uns☝?Nach 5:11 Minuten erreiche die Kopenhagener Innenstadt und übergebe mein Rad an die Helfer. Jetzt „nur noch“ der Marathon?

KOPF GEGEN KÖRPER

Ich gebe zu, als ich meine Laufschuhe anziehe, bin ich so müde und würde am liebsten sitzenbleiben ?Es ist nicht der Körper, es ist der Kopf, der an die lange Strecke denkt und die vier Runden, die noch zu absolvieren sind. Vorallem mache ich mir Sorgen um mein Kreuzbein und sein „Eigenleben“? Aber, da ich immer noch diesen Satz hören will, muss ich da wohl durch?Ich schnappe mir meine restlichen Sachen und begebe mich auf die 42 kilometerlange Sightseeing-Tour. Es ist eine riesige Party im Zentrum der Stadt, das kann ich euch sagen??Überall Stimmungsnester, Musik. . zudem wird man als Frau sowieso überirdisch bei diesem Ironman gefeiert und so fliege ich die ersten Kilometer??‍♀️Die Motivation ist schlagartig wieder da, weil ich merke, dass ich komplett frisch bin. Bis zu Kilometer 25 läuft es, dann passiert etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe. Mein rechtes Knie meldet sich mit einem gemeinen Stechen⚡️Die ersten Kilometer lässt es sich ganz gut damit umgehen, dann wird der Schmerz intensiver. Es folgt eine Art Intervalltraining?Kurz gehen, dann wieder anlaufen. Ich bin deprimiert, weil ich fit bin und Kraft habe. .und nun macht mir das Knie einen Strich durch die Rechnung?. Da schlägt (noch mehr als zuvor) die Stunde unserer Supporter❤️Marina und Lars stehen im größten Regenguss parat und feuern an, mein Papa greift sogar zu einer kleinen Lüge was die Zeit angeht, um mich weiter voran zutreiben und es funktioniert??Der Kopf gibt den Takt vor und der Körper zieht mit. Ich erinnere mich an einen Satz den ich bei Jan gehört habe. Den Schmerz zu akzeptieren und ihm einen Platz im Körper geben. Das wiederhole ich immer wieder.

GIB ALLES – 10:58:10 ?

Plötzlich sind die letzten zwei Kilometer da. Mein Papa ist nochmal da und schreit mich an, dass ich alles geben soll, alles drin ist. Mache ich. ?? Das Knie ist mir jetzt egal, ich kann das Tempo nochmal steigern und laufe Richtung Ziel.Dann biege ich ab auf den Zielteppich vor dem Parlamentsgebäude ab und genieße. Soviele Monate Training, Zweifel, Rückschläge, Aufregung – dafür❤️
„Natalie, you are an Ironman“ und ein High Five mit dem Moderator auf der Finishline. Als der Fuß auf der Ziellinie ist rollen die Tränen. Ich habe es geschafft. Jan empfängt mich und der Blick auf die Uhr haut mich fasst aus den Latschen. SUB 11? und der 5. Platz in der Altersklasse . . Ich bin irgendwas zwischen fassungslos und überglücklich.

DANKE❤️

Danke an unsere Familien, an Marina und Larsi, an unsere Freunde, die aus der Ferne mitgefiebert haben, uns mit Nachrichten und Videos aufgebaut haben. Vor allem aber DANKE an dich, Jan Blaue❤️ Immernoch #coachoftheyear und #boyfriendoftheyear?

Ach so, ich mache wahrscheinlich niiiieeee wieder eine Langdistanz. Klar, oder????

Herzlichst, Schnatti?